Validieren als zentrales Instrument.
Die Validierung nach Naomi Feil gilt heute als eine der zentralen Säulen professioneller, personenzentrierter Betreuung von Menschen mit Demenz. Sie beruht auf dem Grundgedanken, dass die subjektive Wirklichkeit der Betroffenen anerkannt und respektiert wird, anstatt sie zu korrigieren oder infrage zu stellen. Dieses Prinzip schützt die emotionale Stabilität, erhält soziale Bezüge und beugt herausforderndem Verhalten vor. Zugleich hebt es sich fundamental von klassischen Kommunikationsansätzen ab, die oft auf Realitätsorientierung setzen und damit ungewollt zu Konfrontation und Frustration führen. Die praktische Anwendung der Validierung erfordert ein tiefes Verständnis der neurodegenerativen Prozesse sowie der psychologischen Mechanismen, die den Krankheitsverlauf prägen.
Demenz bedeutet nicht nur kognitive Verluste, sondern auch tiefgreifende Veränderungen in Identität und emotionaler Regulation. Menschen orientieren sich zunehmend an biografischen Erinnerungen und sozialen Mustern, die ihnen Sicherheit geben. Deshalb ist es entscheidend, Äußerungen und Handlungen nicht als Fehler oder Defizit zu betrachten, sondern als sinnvolle Ausdrucksformen einer inneren Wirklichkeit. Wenn eine Person mit Demenz wiederholt äußert, dass sie nach Hause möchte, dann ist eine korrigierende Antwort wie „Sie sind doch schon zu Hause“ kontraproduktiv. Eine validierende Reaktion hingegen – etwa „Sie vermissen Ihr Zuhause. Was war das Schönste daran?“ – schafft Verbindung, öffnet Raum für Emotionen und verhindert Eskalation.
Die Validierung stützt sich auf die Erkenntnis, dass bestimmte Hirnregionen wie Hippocampus und präfrontaler Kortex bei Demenz frühzeitig ihre Funktionen verlieren, während limbische Strukturen, die für Emotionen und Langzeiterinnerungen verantwortlich sind, oft lange erhalten bleiben. Deshalb wirken Gefühle und biografische Erinnerungen für Betroffene besonders präsent, auch wenn aktuelle Ereignisse nicht mehr verstanden werden. Validierung nimmt diesen Zugang ernst und schafft Sicherheit, indem sie auf der emotionalen Ebene ansetzt. Menschen mit Demenz reagieren positiv auf Wiederholungen, Rituale und vertraute Strukturen. Validierung greift dies auf, indem sie Interaktionen in vorhersehbare Muster bettet und Sicherheit durch Verlässlichkeit schafft. Auch in herausfordernden Situationen zeigt sich die Stärke des Ansatzes. Aggressionen oder Widerstand entstehen häufig aus einem Gefühl des Kontrollverlusts. Eine validierende Antwort, die den Kern dieser Emotion anerkennt, kann deeskalieren: „Sie möchten das selbst machen, weil Sie es immer allein getan haben.“ Damit wird nicht widersprochen, sondern das Bedürfnis nach Autonomie ernst genommen. Studien belegen, dass Validierung Unruhe reduziert, depressive Symptome lindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Gleichzeitig profitieren auch Pflegekräfte, da Interaktionen harmonischer verlaufen und weniger Konflikte entstehen.
Validierung entfaltet ihre Wirkung nicht nur im Alltag der Betreuung, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Angehörigen. Familien lernen, Reaktionen besser zu verstehen und nicht auf die „Rückkehr in die Realität“ zu drängen. So wird Frustration auf beiden Seiten vermieden, und eine tiefere Verbindung bleibt bestehen. Ebenso wichtig ist die Etablierung einer validierenden Haltung in interdisziplinären Teams. Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal, die auf einer gemeinsamen validierenden Basis arbeiten, schaffen ein Umfeld, das von Empathie, Akzeptanz und Klarheit getragen ist. Für die geplanten Demenzwohngemeinschaften von Monsecur wird die Validierung deshalb einen methodischen Grundpfeiler bilden. Sie wird als Haltung verstanden, nicht als bloße Technik. In Verbindung mit innovativen Ansätzen wie dem therapeutischen Gammeln entsteht so ein Betreuungskonzept, das den Menschen nicht auf Defizite reduziert, sondern seine innere Welt respektiert und stärkt. Monsecur sieht in der Validierung nicht nur eine professionelle Methode, sondern ein klares Bekenntnis: die Würde und die emotionale Wahrheit von Menschen mit Demenz kompromisslos anzuerkennen.
Validierung ist damit mehr als eine Technik – sie ist Empathie in methodischer Form. Sie macht die subjektive Wirklichkeit von Menschen mit Demenz zum Ausgangspunkt der Begegnung und trägt so entscheidend zu Lebensqualität, Beziehungsstabilität und professioneller Pflegekultur bei. Für Monsecur ist sie unverzichtbar, weil sie den Kern unseres Selbstverständnisses trifft: Pflege bedeutet nicht Korrektur, sondern Annahme. Und dort, wo Menschen mit Demenz verstanden werden, entsteht echte Menschlichkeit.