Therapeutisches Gammeln – ein revolutionärer Ansatz in der Demenzpflege
Die Betreuung von Menschen mit Demenz war lange Zeit von einem Grundgedanken geprägt: Aktivität hält geistig und körperlich fit. Gedächtnistraining, Bewegungsprogramme, Kreativangebote – all das galt als Königsweg, um den Krankheitsverlauf abzumildern. Doch in der Praxis zeigte sich zunehmend, dass dieser Ansatz nicht für alle funktioniert. Viele Betroffene empfinden ständige Aktivierung als Überforderung, manche reagieren mit Stress oder Rückzug.
Genau hier setzt das Konzept des therapeutischen Gammelns an, das von Stephan Kostrzewa entwickelt wurde. Kostrzewa, Pflegeexperte und Innovator in der Altenhilfe, stellte die provokante Frage: Muss es immer Aktivität sein? Oder können auch Ruhe, Passivität und absichtsloses Dasein therapeutische Wirkung entfalten? Seine Antwort ist klar – ja, sie können.
Therapeutisches Gammeln bedeutet nicht, Menschen sich selbst zu überlassen. Es bedeutet, Phasen des Nicht-Tuns bewusst zuzulassen und zu gestalten. Müßiggang, Innehalten, einfaches „Sein“ werden hier als Ressourcen verstanden. Menschen mit Demenz erfahren dadurch Geborgenheit, Sicherheit und Orientierung. Überforderung weicht Ruhe, Reizüberflutung weicht Vertrautheit. Das Konzept hebt hervor, dass Demenz nicht mit permanentem Beschäftigungsdruck begegnet werden muss, sondern mit einem Gleichgewicht aus Aktivität und Entlastung.
Die erste Einrichtung in Deutschland, die therapeutisches Gammeln praktisch umgesetzt hat, ist die Demenz-Wohngemeinschaft „Paulushaus“ in Marl (Träger: Diakonie). Dort zeigt sich eindrucksvoll, dass das Zulassen von Ruhe den Alltag nicht ärmer, sondern reicher macht. Bewohnerinnen und Bewohner wirken entspannter, Angehörige erleben weniger Überforderung, Pflegekräfte können in einem entschleunigten Rhythmus arbeiten.
Monsecur wird die zweite Einrichtung in Deutschland sein, die das Konzept aufgreift und zur Grundlage einer Demenzwohngemeinschaft macht. Damit positionieren wir uns klar als Vorreiter in der Region Leipzig. Wir greifen die Ideen von Stephan Kostrzewa auf und entwickeln sie konsequent weiter: In unseren geplanten Wohngemeinschaften wird therapeutisches Gammeln strukturell verankert, Angehörige werden einbezogen und Pflegekräfte geschult, Ruhephasen nicht als Leerlauf zu betrachten, sondern als wertvolle, heilsame Elemente.
Wir verstehen uns als Partner auf dem Weg zu einer neuen Pflegekultur: weg vom reinen Aktivitätsdogma, hin zu einer Haltung, die Balance schafft. Ruhe und Aktivität, Stille und Anregung – beides hat seinen Platz.
Indem wir Kostrzewas Ansatz in Leipzig aufgreifen, übernehmen wir Verantwortung: für ein Modell, das zeigt, wie Pflege menschlicher, würdevoller und nachhaltiger gestaltet werden kann. Monsecur wird so zum Impulsgeber – als zweite Einrichtung dieser Art in Deutschland und als klares Signal, dass die Zukunft der Demenzpflege anders aussehen kann.