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Die geplante Demenzwohngemeinschaft von Monsecur – Vision mit Bodenhaftung

Die Idee einer Demenzwohngemeinschaft klingt auf den ersten Blick einfach: ein kleines, familiäres Umfeld, in dem Menschen mit Demenz nicht in der Anonymität großer Heime leben, sondern in einem Zuhause, das Sicherheit, Nähe und Würde vermittelt. Doch die Umsetzung zeigt, dass Theorie und Praxis oft auseinanderklaffen. Genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich Monsecur – mit dem Anspruch, große Ziele realistisch zu verwirklichen.
Wir sind überzeugt, dass es eine bessere Form des Zusammenlebens für Menschen mit Demenz geben muss. Gleichzeitig wissen wir: jede Vision braucht solide Planung, rechtliche Klarheit und eine wirtschaftliche Basis, die auch langfristig trägt. Unsere Stärke liegt darin, Ideal und Realität miteinander zu verbinden.

Bauliche Wirklichkeit statt Baukastenträume
Die Theorie zeichnet klare Bilder: großzügige Wohnküchen, sichere Gärten, helle Räume, barrierefrei und übersichtlich. Doch die Praxis zeigt: bestehende Gebäude sind oft nur mit Kompromissen nutzbar. Brandschutz, Bauordnungen und Kostenrahmen setzen Grenzen. Wir sind uns dieser Realität bewusst und kalkulieren von Beginn an mit ihr. Statt perfekte Muster zu entwerfen, suchen wir Lösungen, die funktionieren – praktisch, finanzierbar und dennoch so nah wie möglich am Ideal.

Personalschlüssel und Machbarkeit
Ähnlich ist es beim Personal. Natürlich wäre es wünschenswert, jedem Bewohner eine fast individuelle Begleitung bieten zu können. Doch Pflegekräfte sind knapp, und die Refinanzierung über die Pflegekassen begrenzt die Möglichkeiten. Unsere Planung ist deshalb bewusst realistisch: ein tragfähiger Mix aus Fachkräften, qualifizierten Hilfskräften und Ehrenamtlichen, ergänzt durch Schulungen und klare Qualitätsstandards. Wir bauen keine Luftschlösser, sondern kalkulieren so, dass der Betrieb auch in schwierigen Zeiten stabil bleibt.

Therapeutisches Gammeln – Innovation mit Bodenhaftung
Besonders prägend für unsere künftige Wohngemeinschaft ist die Integration des von Stephan Kostrzewa entwickelten Konzepts des therapeutischen Gammelns. Während die klassische Demenzpflege fast ausschließlich auf Aktivierung setzt, zeigt Kostrzewa: Auch Phasen des Nicht-Tuns, des Müßiggangs, des schlichten „Seins“ haben therapeutischen Wert. Sie schenken Ruhe, Orientierung und Geborgenheit.
Dass wir diesen Ansatz aufnehmen, bedeutet nicht, wir wollten uns einer Mode hingeben. Im Gegenteil: Wir stützen uns auf das erprobte Modell der ersten Einrichtung in Marl und verbinden Innovation mit Realismus. Wir wissen, dass auch hier Grenzen gesetzt sind – durch Personal, durch Tagesform, durch Finanzierung. Aber wir sind überzeugt: Wer Balance zwischen Aktivität und Ruhe schafft, handelt menschlich und zugleich fachlich fundiert.

Angehörige, Dynamik und Realität
Theorie und Praxis unterscheiden sich auch in der Zusammenarbeit mit Angehörigen. In Konzeptpapieren liest sich die Integration der Familien wie ein Selbstläufer. In der Realität gibt es Konflikte, Überforderung, manchmal auch Distanz. Darauf sind wir vorbereitet. Wir planen Kommunikationsstrukturen, die klar, verbindlich und professionell sind – und gleichzeitig offen für Nähe, Verständnis und Einbindung.
Auch die Dynamik einer Wohngemeinschaft selbst verläuft selten harmonisch. Demenz ist individuell, herausfordernd und unberechenbar. Konflikte, emotionale Ausbrüche und Veränderungen gehören zum Alltag. Wir wissen das – und planen keine perfekte Idylle, sondern ein System, das mit Brüchen umgehen kann.

Wirtschaftliche Vernunft als Fundament
Vielleicht am wichtigsten: Wir verschließen die Augen nicht vor den ökonomischen Realitäten. Pflegekassen übernehmen nur einen Teil der Kosten, Zuschüsse sind begrenzt. Deshalb arbeiten wir von Anfang an mit einer klaren, kaufmännischen Logik. Pflegeleistungen bilden die Basis, Spenden und Fundraising ergänzen das Angebot, Investitionen erfolgen über transparente, projektgebundene Nachrangdarlehen. So verbinden wir Gemeinnützigkeit mit finanzieller Tragfähigkeit.
Unsere Haltung ist dabei bodenständig: Wir versprechen nicht das Unmögliche, sondern das Machbare – und zwar so, dass es auf Dauer Bestand hat. Denn eine Demenzwohngemeinschaft darf nicht an schönen Ideen scheitern, sondern muss auf stabilen Strukturen wachsen.

Realismus und Vision im Gleichgewicht
Monsecur versteht sich nicht als Träumer, sondern als Entwickler einer neuen Realität. Wir wissen um die Gesetze, die Finanzen, die Engpässe. Aber wir wissen auch: Wenn wir uns ausschließlich an Grenzen orientieren, wird nichts Neues entstehen. Darum wagen wir das Spannungsfeld: mit beiden Beinen in der Praxis, aber mit dem Blick nach vorn.
Unsere Demenzwohngemeinschaft ist noch in der Planung. Doch schon jetzt zeigt sich: Sie wird kein Experimentierfeld sein, sondern eine Einrichtung, die auf Fachlichkeit, wirtschaftlicher Vernunft und klarer Haltung ruht. Und sie wird gleichzeitig den Mut haben, neue Wege zu gehen – mit dem Konzept des therapeutischen Gammelns, mit echter Einbindung von Angehörigen, mit Strukturen, die nicht perfekt, aber menschlich sind.

Fazit
Monsecur steht für eine Pflege mit Bodenhaftung und Energie. Wir sind Realisten, Fachleute und Kaufleute – und zugleich getrieben von der Überzeugung, dass Pflege mehr sein kann als Verwaltung von Defiziten. Leipzig wird der Ort, an dem wir diese Balance aus Vision und Realität sichtbar machen. Nicht als Träumerei, sondern als durchdachtes, tragfähiges und menschliches Modell für die Zukunft.