MONSECUR
love/care/protect
 

Das Projekt und seine wichtigsten Aspekte.


In Leipzig entsteht 2025 ein Projekt, das die Pflegekultur nachhaltig verändern soll: die erste Demenzwohngemeinschaft von Monsecur. Dieses Vorhaben basiert auf einer klaren Überzeugung – dass Menschen mit Demenz mehr verdienen als Versorgung, nämlich ein echtes Zuhause, in dem sie verstanden, respektiert und begleitet werden. Demenz ist nicht nur eine Diagnose, sondern ein tiefer Einschnitt ins Leben der Betroffenen und ihrer Familien. Während es in Leipzig viele Pflegeeinrichtungen gibt, fehlt bisher eine Wohnform, die konsequent auf Würde, Selbstbestimmung und Normalität setzt. Mit unserer Wohngemeinschaft schließen wir diese Lücke und schaffen ein Modell, das über die Region hinaus Strahlkraft entwickeln kann.


Das Haus wird private Zimmer bieten, die individuell eingerichtet werden können, ergänzt durch großzügige Gemeinschaftsbereiche. Eine zentrale Wohnküche dient als Herzstück des Alltags, in dem gekocht, gegessen und gelebt wird. Ein Wohnzimmer mit Kamin, eine Bücherecke und ein geschützter Garten schaffen Orte der Ruhe und Begegnung. Alles ist barrierefrei und so gestaltet, dass Orientierung leichtfällt. Damit entsteht eine Umgebung, die Sicherheit gibt, aber zugleich vertraut wirkt – wie ein Zuhause, nicht wie eine Institution.


Das Konzept dieser Wohngemeinschaft unterscheidet sich bewusst von klassischen Heimen. Hier sind die Bewohnerinnen und Bewohner nicht passive Pflegeempfänger, sondern Teil einer Gemeinschaft. Sie werden ermutigt, alltägliche Tätigkeiten soweit möglich selbst auszuführen oder daran teilzuhaben. Ob Frühstück, Gartenarbeit oder gemeinsames Falten der Wäsche – vertraute Handlungen schaffen Geborgenheit und halten Erinnerungen wach. Der Alltag richtet sich nach den Menschen, die hier leben, nicht nach den Routinen einer Einrichtung.


Besonders prägend ist der methodische Ansatz, der unserer Wohngemeinschaft zugrunde liegt. Wir verbinden die Validierung nach Naomi Feil, die die subjektive Wirklichkeit von Menschen mit Demenz anerkennt, mit dem von Stephan Kostrzewa entwickelten Konzept des therapeutischen Gammelns. Dieser innovative Ansatz stellt bewusst auch Phasen der Ruhe und des „Nicht-Tuns“ in den Mittelpunkt. Während klassische Einrichtungen oft ausschließlich auf Aktivierung setzen, erkennen wir an, dass Müßiggang, stilles Verweilen und absichtsloses Dasein für Menschen mit Demenz ebenso wertvoll sind wie kognitive oder körperliche Anregung. Therapeutisches Gammeln bedeutet, nicht in jeder Minute Leistung einzufordern, sondern Bewohnern Räume für Gelassenheit, innere Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Es ist ein Gleichgewicht aus Aktivierung und Ruhe – eine Balance, die Lebensqualität fördert und Überforderung vermeidet. Damit greifen wir bewusst auf wissenschaftlich fundierte Erfahrungen zurück, etwa aus der ersten Einrichtung in Marl, die dieses Konzept erfolgreich eingeführt hat, und entwickeln sie in Leipzig weiter.


Ergänzt wird dieser Ansatz durch ein breites Spektrum an Aktivierungs- und Therapieangeboten. Musik spielt eine besondere Rolle, da sie Erinnerungen hervorruft und Emotionen aktiviert, auch wenn Sprache verloren geht. Regelmäßige musikalische Nachmittage, gemeinsames Singen und individuelle Programme gehören fest zum Konzept. Tiergestützte Angebote mit Hunden und Kleintieren fördern soziale Interaktion und Lebensfreude, während Bewegungs- und Ergotherapie dazu beitragen, körperliche und motorische Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Garten- und Naturtherapie, basale Stimulation und kreative Aktivitäten wie Malen oder Handarbeiten runden das Angebot ab und sorgen dafür, dass jeder Mensch entsprechend seiner Möglichkeiten gefördert wird – ohne den Druck permanenter Aktivität, sondern eingebettet in eine Kultur, die Ruhephasen bewusst respektiert.
Die Betreuung erfolgt durch ein interdisziplinäres Team, das weit über die klassische Altenpflege hinausgeht. Examinierte Pflegekräfte mit Spezialisierung auf Gerontopsychiatrie, Ergotherapeuten, Musik- und Bewegungstherapeuten, Physiotherapeuten, Demenzbegleiter, Ernährungsspezialisten, Psychologen und Alltagsbegleiter arbeiten Hand in Hand. Wichtig ist uns ein hoher Personalschlüssel, der es ermöglicht, individuell auf jeden Bewohner einzugehen. Denn das größte Defizit klassischer Einrichtungen ist oft die Zeit. Bei uns wird Zeit bewusst als Ressource eingeplant, um Nähe, Empathie und individuelle Zuwendung zu ermöglichen – und auch, um Momente des therapeutischen Gammelns nicht als Leerlauf, sondern als wertvolle Pflegezeit zu begreifen.


Ein weiterer Baustein ist die angeschlossene Tagespflege, die Betroffenen Struktur bietet und Angehörige entlastet. Sie ermöglicht es, den Tag in einer geschützten Umgebung mit sozialen Kontakten und Aktivitäten zu verbringen, ohne dass sofort eine dauerhafte Wohnform gewählt werden muss. So entsteht ein sanfter Übergang, der auch Familien unterstützt, die ihre Lieben zu Hause pflegen, aber auf professionelle Hilfe angewiesen sind.
Die Notwendigkeit dieses Projekts in Leipzig ist offenkundig. Die Zahl der Menschen mit Demenz wächst stetig, während bestehende Einrichtungen häufig überlastet sind oder nicht die spezifischen Bedürfnisse dieser Gruppe abbilden. Viele Familien stehen vor der Entscheidung, entweder selbst bis an die Grenze der Belastbarkeit zu pflegen oder Angehörige in ein Heim zu geben, das nicht ihren Vorstellungen von Würde entspricht. Unsere Wohngemeinschaft bietet eine Alternative: Sie verbindet professionelle Versorgung mit einer Atmosphäre, die an ein echtes Zuhause erinnert.


Zur Umsetzung setzen wir auf eine solide wirtschaftliche Basis und gleichzeitig auf breite gesellschaftliche Unterstützung. Über Spendenkampagnen, wie etwa auf Betterplace.org, finanzieren wir Ausstattung, besondere Therapieangebote und eine überdurchschnittliche Personalausstattung. Transparenz ist uns dabei wichtig: Jede Unterstützung fließt sichtbar in konkrete Maßnahmen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern direkt zugutekommen.


Am Ende ist unsere Demenzwohngemeinschaft weit mehr als ein Bauprojekt. Sie ist ein Statement, dass Menschen mit Demenz Anspruch auf ein Leben in Würde, Gemeinschaft und Sicherheit haben. Sie ist der Beweis, dass Pflege nicht auf Defizite reduziert werden muss, sondern auf die ganze Person blickt. Und sie ist ein Versprechen, dass Monsecur in Leipzig nicht nur Räume schafft, sondern einen Ort, an dem Menschlichkeit den Ton angibt – getragen von einer Haltung, die Aktivierung und Ruhe, Nähe und Struktur, Innovation und Bodenhaftung miteinander verbindet.