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Inklusion als Säule unserer Wohngemeinschaften.

Die Inklusion von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen in die Arbeit einer Demenzwohngemeinschaft ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer sozial gerechteren und vielfältigeren Arbeitswelt. Gleichzeitig birgt sie ein enormes Potenzial, sowohl für die betroffenen Mitarbeiter als auch für die Qualität der Pflege und Betreuung der Bewohner. Menschen mit Demenz sind besonders auf eine empathische, geduldige und soziale Interaktion angewiesen – Fähigkeiten, die viele Menschen mit Einschränkungen in hohem Maß mitbringen. Die Integration von Menschen mit Behinderungen in diesen Arbeitsbereich kann zu einer Win-win-Situation führen, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden. Dies erfordert eine differenzierte Betrachtung aller damit verbundenen Aspekte, von der Arbeitsplatzgestaltung über die Aufgabenverteilung bis hin zu Schulungskonzepten und unterstützenden Maßnahmen.


Die erste Überlegung bei der Beschäftigung von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen in einer Demenzwohngemeinschaft betrifft die konkrete Arbeitsplatzgestaltung. Es muss sichergestellt werden, dass Arbeitsplätze und Arbeitsprozesse so strukturiert sind, dass sie den Fähigkeiten der Mitarbeiter entsprechen. Dabei ist es wichtig, den Begriff der Behinderung nicht als Defizit zu betrachten, sondern als individuelle Voraussetzung, die mit den richtigen Hilfsmitteln und Arbeitsmodellen in eine produktive Tätigkeit überführt werden kann. Menschen mit motorischen Einschränkungen könnten beispielsweise Tätigkeiten übernehmen, die im Sitzen erledigt werden können, etwa die Vorbereitung von Mahlzeiten, administrative Aufgaben oder kreative Angebote für die Bewohner. Menschen mit kognitiven Einschränkungen könnten wiederum in sozialen und unterstützenden Tätigkeiten eingebunden werden, beispielsweise durch Begleitung der Bewohner bei Spaziergängen, einfache hauswirtschaftliche Tätigkeiten oder die Unterstützung bei Alltagsaufgaben wie Tischdecken oder Wäsche sortieren.


Ein entscheidender Aspekt für eine erfolgreiche Integration ist die Identifikation von Tätigkeiten, die nicht nur an die Fähigkeiten der jeweiligen Mitarbeiter angepasst sind, sondern auch einen echten Mehrwert für die Wohngemeinschaft und deren Bewohner schaffen. Die Arbeit mit Menschen mit Demenz erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Klarheit in der Kommunikation – Eigenschaften, die bei vielen Menschen mit kognitiven Einschränkungen stark ausgeprägt sind. In der Praxis zeigen Erfahrungen aus integrativen Arbeitsmodellen, dass gerade Menschen mit geistiger Behinderung eine hohe Sozialkompetenz besitzen und mit ihrer natürlichen Offenheit und Herzlichkeit eine wertvolle Bereicherung für die soziale Atmosphäre einer Demenzwohngemeinschaft sein können. Dies kann sich besonders in alltäglichen Interaktionen zeigen, etwa wenn Bewohner Unterstützung beim Essen benötigen oder durch einfache Gespräche oder Berührungen beruhigt werden können.


Bei der praktischen Umsetzung einer inklusiven Arbeitsstruktur sind jedoch einige Herausforderungen zu berücksichtigen. Einer der wichtigsten Punkte ist die Anpassung der Arbeitszeiten und -abläufe. Menschen mit körperlichen Einschränkungen könnten beispielsweise eine geringere Belastbarkeit haben, sodass flexible Arbeitszeiten oder kürzere Schichten eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration darstellen. Ähnliches gilt für Menschen mit geistigen Einschränkungen, die möglicherweise eine klarere Struktur und mehr Wiederholungen in den Arbeitsabläufen benötigen. Hier kann durch gezielte Arbeitsbegleitung oder Unterstützung durch Jobcoaches ein Rahmen geschaffen werden, der sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeiter als auch den Anforderungen des Pflegealltags gerecht wird.


Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Schulung und Sensibilisierung des bestehenden Teams. Eine erfolgreiche Inklusion setzt voraus, dass alle Mitarbeitenden mit den spezifischen Anforderungen und Potenzialen von Kollegen mit Einschränkungen vertraut sind und eine offene Haltung gegenüber inklusiven Arbeitsmodellen entwickeln. Schulungsprogramme sollten nicht nur auf Barrierefreiheit und arbeitsrechtliche Aspekte eingehen, sondern auch auf den Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Kommunikationsformen. Dies ist insbesondere in einer Demenzwohngemeinschaft relevant, da hier zwei Gruppen mit besonderen Anforderungen aufeinandertreffen: Menschen mit Demenz auf der einen Seite, Menschen mit Einschränkungen auf der anderen. Durch eine gezielte Schulung kann sichergestellt werden, dass Missverständnisse vermieden werden und eine förderliche Arbeitsatmosphäre entsteht.


Technische und organisatorische Hilfsmittel spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Menschen mit motorischen Einschränkungen können durch ergonomische Arbeitsplätze, höhenverstellbare Arbeitsflächen oder digitale Assistenzsysteme in ihrer Arbeit unterstützt werden. Kognitive Unterstützungssysteme wie sprachgesteuerte Anleitungen oder visuelle Erinnerungen können Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen, sich in ihrer Arbeit besser zurechtzufinden. In der Verwaltung können inklusive Technologien wie barrierefreie Softwarelösungen oder Diktierfunktionen genutzt werden, um Menschen mit Seh- oder Leseschwächen zu unterstützen. Der Einsatz solcher Hilfsmittel ermöglicht nicht nur eine effiziente Arbeitsweise, sondern reduziert auch das Risiko von Überforderung und Fehlbelastung.


Die Finanzierung inklusiver Arbeitsmodelle ist ein weiterer wesentlicher Aspekt. In vielen Ländern gibt es Förderprogramme, die Arbeitgeber bei der Einstellung und Integration von Menschen mit Behinderungen unterstützen. Dazu gehören Lohnkostenzuschüsse, finanzielle Unterstützung für die barrierefreie Gestaltung von Arbeitsplätzen oder begleitende Jobcoaching-Programme. Eine Demenzwohngemeinschaft kann diese Fördermöglichkeiten nutzen, um die initialen Anpassungskosten zu tragen und langfristig eine nachhaltige inklusive Personalstruktur aufzubauen. Auch Kooperationen mit Werkstätten für Menschen mit Behinderungen oder Integrationsunternehmen können eine Möglichkeit sein, um inklusive Arbeitsplätze zu schaffen und von bereits bestehenden Unterstützungsstrukturen zu profitieren.


Neben den direkten praktischen Vorteilen für die Arbeitsprozesse einer Demenzwohngemeinschaft hat eine inklusive Arbeitsweise auch eine tiefere gesellschaftliche Bedeutung. Sie fördert ein neues Verständnis von Arbeit und Teilhabe, indem sie zeigt, dass Menschen mit Einschränkungen wertvolle Beiträge leisten können. Gerade im Bereich der Pflege und Betreuung kann diese Haltung einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung von Menschen mit Demenz haben, die oft mit ähnlichen Stigmatisierungen und Ausgrenzungen konfrontiert sind. Wenn eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gleichzeitig ein Arbeitsumfeld für Menschen mit Behinderungen ist, entsteht ein besonders wertschätzendes und menschenorientiertes Klima, das allen Beteiligten zugutekommt.


Die Auswahl geeigneter Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb einer Demenzwohngemeinschaft hängt maßgeblich von den individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter mit Einschränkungen ab. Einige mögliche Einsatzbereiche sind: Unterstützung in der Hauswirtschaft, Begleitung und Aktivierung der Bewohner, kreative Angebote wie Malen, Musizieren oder Basteln, einfache Pflegetätigkeiten unter Anleitung, Unterstützung bei Gartenarbeiten oder Betreuung von Tieren im Rahmen tiergestützter Therapie. Wichtig ist, dass die Aufgaben klar definiert sind, aber gleichzeitig flexibel genug bleiben, um an individuelle Bedürfnisse angepasst zu werden.
Ein besonders innovativer Ansatz ist die Schaffung von „Tandem-Arbeitsplätzen“, bei denen ein Mitarbeiter mit Einschränkungen und eine Fachkraft gemeinsam eine Aufgabe übernehmen. Dadurch können Unsicherheiten abgebaut und gleichzeitig Synergien geschaffen werden. Ein Beispiel hierfür wäre ein Mitarbeiter mit Lernschwierigkeiten, der mit einer Pflegefachkraft gemeinsam die Bewohner bei Mahlzeiten unterstützt oder kleine Erledigungen im Haushalt übernimmt, während die Fachkraft sich um die medizinischen Aspekte kümmert. Solche Tandem-Modelle ermöglichen es, Barrieren in der Zusammenarbeit zu reduzieren und gleichzeitig das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstständigkeit der Mitarbeiter mit Einschränkungen zu fördern.


Neben der direkten Integration in die tägliche Arbeit einer Demenzwohngemeinschaft besteht auch die Möglichkeit, externe Partner aus dem Bereich der Behindertenarbeit einzubeziehen. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen könnten beispielsweise bestimmte hauswirtschaftliche Aufgaben übernehmen, etwa die Wäscheversorgung oder die Herstellung von individuellen Beschäftigungsmaterialien für die Bewohner. Ebenso könnten Kooperationsprojekte mit Schulen oder Förderzentren für Menschen mit Behinderungen entstehen, bei denen Schüler im Rahmen von Praktika oder begleiteten Arbeitseinsätzen erste Einblicke in die Arbeit mit Menschen mit Demenz erhalten.


Die ethische Dimension der Inklusion darf nicht außer Acht gelassen werden. Eine inklusive Arbeitsstruktur muss sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur als „nützliche Arbeitskräfte“ betrachtet werden, sondern dass ihre individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht darum, Lücken im Arbeitsmarkt zu füllen, sondern um eine genuine Anerkennung der Potenziale, die eine vielfältige Arbeitswelt mit sich bringt. Dazu gehört auch, dass inklusive Beschäftigung nicht als Belastung oder soziale Verpflichtung gesehen wird, sondern als Chance für Innovation und Weiterentwicklung der Pflegepraxis.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Integration von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen in eine Demenzwohngemeinschaft nicht nur möglich, sondern äußerst sinnvoll ist. Sie kann die Qualität der Betreuung verbessern, die Arbeitszufriedenheit im Team erhöhen und einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion leisten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer sorgfältigen Planung, flexiblen Arbeitsmodellen, gezielter Schulung und der Nutzung technologischer und finanzieller Unterstützungsmöglichkeiten. Durch diese Maßnahmen kann eine Umgebung geschaffen werden, in der Menschen mit Demenz und Menschen mit Behinderungen in einer förderlichen, wertschätzenden und bereichernden Gemeinschaft zusammenleben und arbeiten.